Wie werden Weine gelagert?
Die Lagerung zum Zwecke der Reifung ist für jeden Weinfreund ein wichtiges Thema.

Es ist notwendig, sich darüber Gedanken zu machen, weil es in der Regel unmöglich oder zumindest sehr teuer ist, Weine trinkfertig zu kaufen. Daher wird man Weine in der Regel relativ bald nach ihrer Abfüllung kaufen und selbst einlagern, bis die optimale Trinkreife erreicht ist.  Ich rede hier also nicht von einer Lagerung über mehrere Wochen, sondern über Jahre oder Jahrzehnte.

Temperatur
Immer wieder wird in der Literatur und unter Weinfreunden über die optimale Lagertemperatur gesprochen. Diese ist jedoch unserer Überzeugung nach relativ unwichtig, solange ein Bereich von 8 Grad bis ca. 18 oder sogar 20 Grad eingehalten wird.
Temperaturschwankungen
Viel problematischer, als die absolute Temperatur, sind die Temperaturschwankungen. Die Temperatur des Lagerraumes sollte eine möglichst konstante Temperatur aufweisen.

Dabei ist zwischen Tag-/Nachtschwankungen und jahreszeitlichen Schwankungen zu unterscheiden. Erstere sollten nicht vorkommen oder sind zumindest sehr weitgehend zu minimieren. Jahreszeitliche Schwankungen sind in vernünftigem Maß (5 Grad oder auch mehr) durchaus akzeptabel.
Luftfeuchtigkeit
Mindestens genau so wichtig ist die Luftfeuchtigkeit. Eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit ist notwenig, damit die Korken elastisch bleiben und die Flasche langfristig zuverlässig verschließen. Die Luftfeuchtigkeit in normalen Neubaukellern oder Wohnungen reicht dazu nicht aus.
Erschütterungen
Die Weine sollten frei von Erschütterungen gelagert werden. Das ist ein Grund, warum z.B. ein konventioneller Kühlschrank nicht der optimale Lagerplatz ist.
Licht
Die Flaschen müssen dunkel gelagert werden. Notfalls abdecken!
Was kann man machen, um diese Lagerbedingungen zu erreichen?
Wer das Glück hat, über einen alten Keller zu verfügen, der thermisch soweit von der Außenwelt abgeschirmt ist, dass zumindest die Tag-/Nachtschwankungen weitgehend abgehalten werden, hat Glück. Alte Keller sind in der Regel feucht und das ist gut für unseren Wein.

Wer dieses Glück nicht hat, kann sich mit elektrischen Weinklimaschränken behelfen. Folgende Hersteller sind uns bekannt:

Liebherr
Chambrair
Siemens
Eurocave
Bosch
Elektrolux  
Vestfrost (skandinavischer Hersteller)
IP-Industrie
Enofrigo
Gaggenau
Klimadiff
Haier
Smeg
Diese Schränke sorgen für eine erschütterungsfreie Lagerung, ausreichende Luftfeuchte und eine stabile Temperatur. Wer sich allerdings mit dem Gedanken trägt, sich zur Lagerung seiner Weine einen Weinklimaschrank zuzulegen, sollte mal überlegen, wie viele Schränke man für 500 bis 1.500 Flaschen (das ist eine normale Größenordnung für einen Weinfreund) benötigt und mit welchen Investitionskosten und laufenden (Strom-)Kosten das verbunden ist. Eine bauliche Veränderung oder die Anmietung eines externen Kellers, ist da oft die bessere Lösung.

Eine weitere Alternative ist die Klimatisierung eines kompletten Kellerraumes mit Kühlraumtüren oder auch Kühlzellen. Weitere Infos dazu gibt es z.B. von der Firma Günther.

Bereits das Verschließen des Kellerfensters mit Isoliermaterial oder notfalls Dämmung von “warmen” Wänden können Temperaturschwankungen bedeutend vermindern. Die Luftfeuchtigkeit lässt sich z. B. durch feuchte Tücher oder einen Bottich mit nassen Hydrokultursteinen erhöhen.

Ein konventioneller Kühlschrank ist übrigens ungeeignet, weil dieser technisch bedingt zu viel Erschütterungen und regelmäßige Temperaturschwankungen hat. Beides ist auf Dauer schädlich für den Wein.

Zusätzliche Maßnahmen
Wem das nicht zu viel Aufwand ist, der kann eine zusätzliche Versiegelung der Flasche vornehmen, indem er den Kopf der Flasche mit Dokumenten-Siegellack überzieht. Damit ist dann der Verschluss gasdicht und selbst bei alternden Korken etc. kann kein Luftaustausch stattfinden. Weiterer Vorteil: Diese Behandlung schützt auch vor der gefürchteten Korkmotte.
Stehend oder liegend?
Weinflaschen sollten liegend gelagert werden. Damit ist sichergestellt, dass der Korken von innen nass bleibt. Ich möchte allerdings auch nicht verschweigen, dass es mittlerweile Untersuchungen gibt die bei ausreichender Luftfeuchtigkeit eine stehende Lagerung nahelegen. wir selbst vertraue da aber eher auf die konservative Meinung.

Auch bei Champagner gehen die Meinungen auseinander. Häufig wird Champagner auch stehend gelagert, ebenso wie Sherry, Port und Madeira. Dies beruht darauf, dass Kohlensäure (bei Schaumweinen) bzw. hohe Alkoholgehalte den Korken schädigen könnten.


Wann ist ein Wein trinkreif?
Eigentlich ist die Antwort auf diese Frage sehr einfach: Wenn er schmeckt!

Für uns gibt es nichts spannenderes, als einen Wein, von dem wir z.B. 12 Flaschen gekauft haben, über mehrere Jahre zu “beobachten”, d.h. immer mal wieder eine Flasche zu öffnen, zu probieren und die zunehmende Reife des Weines zu erleben.

Aber nicht von jedem Wein hat man mehrere Flaschen. Viele empfinden es als schade, einen Wein “zu früh” aufzumachen und sich damit des Genusses zu berauben, den Wein im “richtigen Moment” zu trinken.

Aber wann ist dieser “richtige Moment”? Das hängt erst einmal stark vom eigenen Geschmack ab. Viele Weintrinker mögen die jungen, primärfruchtigen Weine, die am Gaumen noch wild sind, die Zunge pelzig werden lassen und bei denen man die Säure noch deutlich spürt. Andere lieben die reifen Weine, mit komplexer Nase, ausgewogenem sanften Geschmack. Da muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen und seinen eigenen Geschmack herausbilden. Und – man muss ein Gespür dafür entwickeln, ob ein Wein deshalb nicht schmeckt, weil er noch zu jung ist, oder ob es sich einfach um einen schlechten oder sogar fehlerhaften Wein handelt.

Ein junger Wein ist jung und ungestüm. Die einzelnen Komponenten (Säure, Tannine, evtl.  Holznoten) stehen noch “nebeneinander” da, jede Komponente ist für sich da und identifizierbar. Die Säure (wer nicht weiß wie Säure schmeckt, soll mal in die Apotheke gehen und sich Vitamin-C-Pulver kaufen und in verschiedenen Dosierungen in Wasser auflösen – ein sehr gesunder Versuch) kann aufdringlich und störend sein. Das gilt auch für das Tannin. Jeder kennt dieses pelzige Gefühl auf der Zunge, das von jungen Rotweinen erzeugt wird. Das ist das Tannin! Außerdem hat ein junger Wein ein deutliche, möglichst kräftige Frucht. Man nennt das Primärfrucht. Uns erinnert diese Fruchtigkeit in jungen Weinen am ehesten an frisches Obst, später wird die Frucht eher dezenter und tritt nicht mehr so klar hervor.

Irgendwann beginnt ein Wein dann seine Primärfruchtigkeit zu verlieren. Man sagt oft dazu “Der Wein beginnt sich zu verschließen”. Gemeint ist, dass der Wein wirklich unattraktiv wird. Auf der einen Seite kaum spürbare Frucht, aber noch deutliche und nicht unbedingt angenehme Tannine und Säure. In dieser Phase macht ein Wein keinen Spaß.

Wenn er sich dann wieder öffnet wird es spannend. Die Nase entwickelt komplexe, sehr vielfältige Aromen. Die Frucht kommt wieder. Allerdings nicht mehr so klar und eigenständig, sondern eingebunden in viele andere Aromen, die beim jungen Wein nicht einmal zu erahnen waren. Die Farbe wird goldgelber (beim Weißwein) bzw. rotbrauner (bei roten Weinen), am frühesten zu erkennen am Glasrand. Am Gaumen haben sich Säure und Tannine mit dem Wein “vermählt”. Der Wein wirkt runder, eleganter – eben reifer.

Diese Phase hält möglichst lange an. Mit zunehmender Reife wird der Wein brauner, in der Nase entsteht ein eigentümlicher eindimensionaler Alterston. Die Frucht zerfällt, ist kaum noch zu spüren. Irgendwann zerfällt der Wein auch im Glas. Die Bestandteile lösen sich auf, der Wein wird trüb und die Bestandteile fallen zu Boden. Jetzt macht der Wein keinen Spaß mehr. Wegschütten ist angesagt.

Wir möchte betonen, dass wir hier natürlich einen idealen Alterungsprozess beschreiben, der in dieser Form nur bei hochwertigen Weinen anzutreffen ist. Ein Wein, der von Anfang an keine Säure, keine Tannine, keine Struktur aufweist, wird nie altern. Die meisten Weine dieser Welt wollen im ersten Jahr nach der Abfüllung getrunken sein!


Weingläser
Nehmen Sie einmal einen guten Wein, schenken den in drei unterschiedliche Gläser ein und probieren den Wein. Sie werden schnell feststellen, wie unglaublich groß der Einfluss des Glases auf das Geschmackserlebnis ist. Das ist kein Ammenmärchen (wovon es in der Weinwelt genug gibt) oder ein Spruch eines Glasanbieters, sondern das ist Realität!

Es gibt mittlerweile mehrere Anbieter, die sich bemühen optimale Gläser für Wein zu entwickeln und herzustellen.

Riedel
Der engagierteste und renommierteste davon ist Riedel in Österreich. Riedel hat ein unglaublich breites Programm an Weingläsern. Fünf Reihen (Sommelier, Vinum, Wine, Ouverture und Basic). Wir empfinden nur die beiden “oberen” Reihen als interessant. Die Sommeliers mit ca. 50 € pro Glas sehr teuer, aber auch sehr gut. Die Vinum-Serie (ca. 10 € bis 20 €) kann man sich leisten und wird es auch nicht bereuen.

In beiden Serien gibt es ein Glas, das wir als sehr universell empfinden. Es wird sowohl unter dem Namen “Riesling” bzw. “Riesling Grand Cru”, als auch unter dem Namen “Chianti Classico” angeboten (siehe rechts).Wir trinken mehr als die Hälfte aller Weine aus diesem Glas. Für Gäste haben wir genügend viele davon angeschafft.

Das kann man ergänzen mit Bordeaux, Syrah, Bourgogne (jeweils aus der Vinum-Serie) oder entsprechend aus der Sommelier-Serie. Aber da sollte man sich leiten lassen von den Weinen, die man oft und gerne trinkt.
 
Dekantieren – Warum und wie?
Weine dekantieren bedeutet, diese vor Genuss von der Flasche in ein Dekantiergefäß umzufüllen. Das macht man aus mehreren Gründen:Insbesondere junge Weine gewinnen oft durch Zufuhr von Luft. Hierzu verwendet man Dekantierkaraffen, die einen möglichst großflächigen Kontakt der Luft zur Weinoberfläche gewährleisten. Das sind diese tellerminenförmigen Glaskaraffen die unten sehr breit sind und sich nach oben hin stark verjüngen.

Luftzufuhr
In der Regel dekantiert man Wein zu diesem Zweck einige Stunden vor Genuss, bei manchen Weinen auch 24 Stunden vorher. Wer Zeit hat, sollte es sich gönnen einen Wein in der Karaffe zu beobachten, d.h. die Entwicklung in der Karaffe (oder im Glas) über einige Stunden durch regelmäßiges Probieren zu beobachten. Es ist höchst interessant, wie sich einige Weine entwickeln.

Obwohl in der Regel Rotweine von der Luftzufuhr profitieren, lohnt sich das auch bei Weißweinen, insbesondere bei hochwertigen, jungen Weißweinen.

Optimale Trinktemperatur von Wein?
Auch hier empfehle wir das Prinzip Ausprobieren statt stures Einhaltens von Tabellenwerten.

Ein zu kalter Wein ist verschlossen und insgesamt zurückhaltend. Ein zu warmer Wein ist alkoholisch und entwickelt störende Töne in der Nase.

Ein Hinweis an dieser Stelle der uns wichtig ist. Üblicherweise wird empfohlen, Rotwein in “Zimmertemperatur” zu servieren. Dieser Ratschlag war noch richtig, als man in 18 Grad warmen Zimmern gelebt hat. Heutzutage ziehen wir aber Raumtemperaturen von 20 bis 22 Grad vor. Diese sind für Rotwein eindeutig zu warm! Also, in der Regel sollte man auch Rotwein etwas kühl stellen.

Anhaltswerte für Trinktemperaturen:
Volle Rotweine wie z.B. gute, rote Bordeaux: 16°C bis 18°C
Leichte, tanninarme Rotweine: 14°C bis 16°C
Beste Weißweine, Beaujolais: 12°C bis 14°C
Volle, aromatische Weißweine, Portwein, Süßweine, Banyuls, Sherry: 10°C bis 12°C
Leichte, frische Weißweine: 8°C bis 10°C
Bitte beachten Sie auch, dass ein Wein schon beim Einschenken in das Glas sich um ca. 1°C bis 2°C erwärmt.
 
Weinfehler
Man kann davon ausgehen, dass jede 10. bis 20. Flasche Wein fehlerhaft ist. Daher ist dieses Thema wirklich wichtig. Zugleich ist es aber auch ein sehr schwieriges Thema, weil man Weinfehler eigentlich erleben muss, um diese irgendwann halbwegs zuverlässig selbst erkennen zu können. wir beschränken uns daher auf die einfach erkennbaren und häufigen Fehler und das, was oft für einen Fehler gehalten wird.

Das, was man sieht
Oft erlebt man es, dass in der Flasche oder im Glas kleine, durchsichtige Kristalle zu Boden fallen. Hier handelt es sich um Weinstein. Weinstein ist kein Fehler und beeinträchtigt den Wein geschmacklich in keiner Weise.

Schon vor dem Öffnen der Flasche sollte man sich den Korken ansehen. Schimmel am Korken ist normal und kein Grund zur Sorge. Erkennt man aber, dass der Korken schon ein wenig aus der Flasche herausgetrieben wurde, dann wurde der Wein wahrscheinlich zu hohen Temperaturen ausgesetzt. Ein Korken darf den Flaschenhals nicht überragen!

Bei älteren Weinen sollte man auf den Füllstand der Flasche achten. Manchmal sind die Flaschen nicht mehr ganz voll. Der Füllstand ist bei sehr alten Weinen ein wichtiges Kriterium, das auch den Preis bestimmt und den man oft in Kauf nehmen muss. Bei Weinen, die jünger sind als 15 Jahre, dürfte das allerdings nicht vorkommen und ist dann ein deutliches Warnsignal, das der Wein wohl nur noch mit Einschränkung genießbar ist.

Manchmal ist Wein deutlich getrübt (unklar) oder hat flockige oder wolkige Ausfällungen. Das ist oft schon in der Flasche, spätestens aber im Glas sofort zu erkennen. Bei jungen Weinen ist eine Trübung immer ein Fehler. Bei älteren Weinen, insbesondere bei Rotweinen, kann es sich auch um aufgewirbeltes Depot handeln. Lassen Sie die Flasche eine Zeit lang ruhig stehen und warten, ob sich das Depot absetzt. Wenn nicht, ist der Wein kaum noch genießbar, wahrscheinlich überaltert.

Eines noch: Wenn im Glas Brösel vom Korken schwimmen, dann versuchen Sie diese herauszufischen. Jedenfalls handelt es sich nicht um “Kork”, also den berühmten Korkfehler.

Das, was man riecht
Hier ist als wichtigster und häufigster Fehler der Korkschmecker zu nennen. Der Wein hat einen unnatürlich muffigen, moderigen Geruch. Typisch für den Korkfehler ist, dass der Geruch im Glas immer unangenehmer und deutlicher wird. Im Zweifel also einfach Glas stehen lassen und nach 15 Minuten noch einmal riechen. Ist der Ton dann verflogen, handelt es sich nicht um einen Korkfehler. Wurde der unangenehme Ton dann stärker, dann ist es ziemlich sicher, dass Sie einen korkigen Wein erwischt haben. 
 
Peinlich ist es übrigens, wenn Sie im Restaurant einen Korkfehler bemängeln und Ihnen der Kellner dann aus der Flasche mit Drehverschluss ein neues Glas einschenkt. wir sind sicher, viele Kellner können solche Geschichten erzählen. Allerdings: Es soll auch Fälle geben, in denen die Pappe die bei Drehverschlüssen als Abdichtung dient, mit TCA (die Substanz die den Korkschmecker verursacht) verunreinigt ist und dann zu einem mit dem echten Korkschmecker identischen Fehler führt. 

Relativ selten ist es übrigens so, dass sich Korkschmecker ziemlich gut tarnen. Manchmal ist die Nase OK, im Geschmack merkt man keine Auffälligkeiten,  aber im Nachhall (der Geruch der nach Herunterschlucken direkt vom Rachen zur Nase kommt) kommt dann ein Korkgeruch hoch. Manchmal nimmt man den Korkfehler auch gar nicht als solchen wahr, sondern der Wein ist einfach nur “anders” oder “schlechter” als eine Vergleichsflasche. Das nennt man dann üblicherweise einen “versteckten Korkfehler”.

Ein anderer Fehler, der sich in der Nase bemerkbar macht, ist der Schwefel-Böckser. Der Wein riecht dann unangenehm schwefelig. Hier gibt es übrigens einen bewährten Trick, wie man Schwefelböckser identifizieren kann: Pfennigstück (Kupfer!) in das Glas legen und etwas schwenken. Wenn der Schwefelgeruch verschwindet, dann handelt es sich um einen Böckser.

Auch ein zunehmend wichtiger Weinfehler ist UTA (Untypische Altersnote). UTA tritt nach bisherigem Erkenntnisstand durch Stress der Reben (z.B. Trockenstress), zu hohe Erträge und einem zu frühen Lesetermin auf. Es äußert sich in Nase und Geschmack durch Aromen von Mottenkugel und nassem Pappkarton.

Angebrochene Weine aufheben
Der Grund, warum es schwierig ist, offene Weine aufzuheben,  ist Sauerstoff. Wein oxidiert bei Luftzufuhr und wird dadurch relativ schnell ungenießbar. Alle Methoden, den Wein nach dem Öffnen noch ein paar Tage zu lagern, müssen also die Zufuhr von Sauerstoff möglichst wirksam verhindern.

Einfacher Verschluss
Schon ein einfacher, luftdichter Verschluss reicht aus, um insbesondere Weißweine teilweise sogar über Wochen angebrochen stehen zu lassen, ohne dass sie deutlich darunter leiden. Dabei ist der Füllstand in der Flasche wichtig. Eine fast volle Flasche hält sich relativ lange, weil naturgemäß wenig Luft in der Flasche ist. Eine relativ leere Flasche hält sich deutlich kürzer.

Einfache Weißweine kann man durchaus ein oder zwei Tage, bessere Weißweine auch mehrere Wochen so stehen lassen.

Rotwein ist empfindlicher und hält sich meistens nicht viel länger als einen Tag. Besonders junge Weine mit viel Säure und Tannin können aber durchaus auch mehrere Tage genussfähig bleiben.

Vakuumpumpe
Es gibt Vakuumpumpen, die es möglich machen, der Flasche die Luft zu entziehen. Ein geeigneter Verschluss sorgt dann dafür, dass dieser Zustand mehrere Tage erhalten bleibt.

Es gibt Leute, die haben damit gute Erfahrungen gemacht. Es gibt aber auch Stimmen die behaupten, es gehe durch diese Behandlung auch Aroma verloren.

Gas
Ein anderes System ersetzt die Luft in der Flasche durch ein Gasgemisch. Das verhindert wirksam die Oxidation, ist aber in der Anschaffung und im Verbrauch nicht ganz billig.

Umfüllen
Eine sehr wirksame Methode ist in unserer technisierten Welt relativ unbekannt – dennoch sehr einfach und preisgünstig. Eine angebrochene Flasche kann man in eine kleinere Flasche (z.B. in eine kleine Wasserflasche mit Drehverschluss) umfüllen. Optimalerweise so, dass keine Luft in der kleineren Flasche verbleibt. Damit wird das Problem deutlich reduziert und der Wein hält sich deutlich länger als unter einem Luftpolster.

Wenn man den Wein umgehend nach Öffnen der großen Flasche umfüllt, dann ist die umgefüllte Flasche sogar noch recht lange haltbar. Um die Oxidation während des Umschüttens zu reduzieren (insbesondere bei älteren Weinen), kann man vorher in die kleine Flasche ein Schutzgas (siehe oben) einfüllen, was die Haltbarkeit der umgefüllten Flasche noch einmal erhöht. Aus dem gleichen Grund ist es auch ratsam, zum Umfüllen einen Trichter zu verwenden, dessen Rüssel bis auf den Flaschenboden reicht.


Weine bewusst stehen lassen?
Es kann durchaus Sinn machen, einen geöffneten Wein auch bewusst über mehrere Tage mit Sauerstoff zu konfrontieren (z.B. nur mit einem einfachen Verschluss). Man könnte sagen, diese Behandlung nimmt gewissermaßen ein wenig Zukunft vorweg, d.h. die Veränderungen, die ein geöffneter Wein im Verlauf von 1 – 2 Tagen durchmacht, erlauben bis zu einem gewissen Grad eine Abschätzung, wie sich der Wein in Zukunft entwickeln wird.

Weine degustieren
Der Begriff „degustieren“ bedeutet so viel wie probieren. Um nichts anderes handelt es sich auch. Bitte machen Sie daraus keine Wissenschaft. Wein trinken soll in erster Linie Freude machen.


Jeder kann ohne Vorwissen Wein probieren
Stellen Sie sich vor, Sie werden nach einem Essen gefragt, wie es Ihnen geschmeckt hat. Kein Mensch würde auf die Idee kommen mit „Weiß ich nicht. Dafür kenne ich mich zu wenig mit Essen aus“ zu antworten. Genau so unvoreingenommen wie Sie äußern, ob Ihnen ein Essen schmeckt oder nicht, können und sollten Sie das auch mit Wein machen. Jeder kann Wein probieren und beurteilen. Warum auch nicht?

Dennoch ist es hilfreich zu wissen, worauf man beim Wein probieren achten kann, um für sich selbst zu erkennen, warum ein Wein schmeckt, sich darüber mit anderen austauschen zu können und das nächste Mal beim Weinhändler zu wissen in welche Richtung man sich weiter durch die weite Welt der Weine probieren möchte. Ob einem ein Wein schmeckt oder nicht, hängt dabei von folgenden Kriterien ab.

Auge
Klingt erst einmal paradox, dass das Aussehen des Weines mit beeinflusst, ob Ihnen ein Wein schmeckt. In der Tat ist es aber so. Ein schön angerichtetes Essen schmeckt doch auch besser als eine lieblos auf den Teller geworfene Mahlzeit.

Achten Sie einmal darauf, ob ein Wein klar ist oder eher matt oder sogar trüb.

Dann sehen Sie sich die Farbtiefe an. Ein Wein der tiefrot oder kräftig goldgelb ist, macht doch schon im Auge einen besseren Eindruck, als ein Wein mit blasser, unscheinbarer Farbe.

Der Farbton ist ebenfalls wichtig. Er lässt Hinweise zu auf das Alter des Weines (je mehr es in Richtung Brauntöne geht, um so reifer ist z.B. ein Rotwein ) und auch auf die Art des Ausbaus.

Nase
Nachdem Sie sich den Wein bewusst auf Klarheit, Farbtiefe und Farbton angeschaut haben, nehmen Sie einmal eine kräftige Nase. Riechen Sie am Wein. Ist die Nase angenehm und reintönig, oder sind da auch störende Bestandteile drin?

Ist die Nase kräftig oder kaum wahrnehmbar?

Können Sie evtl. sogar bestimmte Früchte oder andere Gerüche assoziieren? Erinnert Sie die Nase eher an Früchte, an Blumen, Gemüse, Gewürze, Holz oder an einen Pferdestall (letzteres klingt eigentümlich, kommt aber in der Tat oft vor).

Ist das Geruchsspektrum eher langweilig oder vielfältig und spannend?

All das bestimmt, ob der Geruch Ihnen angenehm vorkommt oder eher nicht. Es gibt Weine, die riechen nach nichts, andere sind dermaßen angenehm und vielfältig, dass man ewig nur dran riechen möchte, andere wiederum haben eine geradezu abstoßende Nase.

Um den Geruchseindruck zu verstärken, kann man das Glas in kreisenden Bewegungen bewegen, um die Innenwand des Glases komplett mit Wein zu benetzen. Wenn Sie Angst haben etwas zu verschütten, lassen Sie Ihr Glas einfach auf der Oberfläche der Tischplatte kreisen.


Im Mund
Nachdem Sie die Nase (hoffentlich) genossen haben, nehmen wir einen Schluck. Ruhig einen großen, damit der Mund ausgefüllt ist. Was empfinden Sie jetzt?

Schmeckt der Wein neutral wie Wasser, oder haben Sie den Mund voll Wein?

Können Sie Süße spüren?

Hat der Wein Kohlensäure (wie im Mineralwasser)?

Spüren Sie die Säure? Ist die Säure sauer? Oder geschmeidig und harmonisch? Ist die Säure kräftig oder eher flau?

Insbesondere bei Rotweinen spüren Sie evtl. die Gerbstoffe (Tannine). Bei jungen gerbstoffreichen Rotweinen erleben Sie Tannine dadurch, dass Ihre Zunge und Ihr Gaumen pelzig und taub werden. Gerbstoffe können grob oder fein sein. Vergleichen Sie einmal verschiedene Weine. Wir glauben, recht bald wissen Sie was wir damit meine.

Im Mund können Sie Bitterkeit spüren. Ein Wein kann alkoholisch (wie Branntwein) wirken.

Wir glauben, ein Wein schmeckt Ihnen dann, wenn alle Komponenten in einem angemessenen Verhältnis zueinander vorhanden sind. Nicht zu viel und nicht zu wenig Säure; nicht zu viel und nicht zu wenig Gerbstoffe usw. Wenn die „Mischung“ stimmt, dann schmeckt Ihnen der Wein. Man spricht dann von einem ausgewogenen oder gut balancierten Wein.


Der berühmte Abgang
Vom Abgang ist immer wieder die Rede, wenn es um die Beurteilung von Wein geht. Man kann auch sagen „Länge“ oder „Nachhaltigkeit“. Letzteres trifft es meiner Meinung nach am besten. Es geht einfach um die Frage, wie nachhaltig der Wein einen Eindruck im Mund (nicht im Hals) hinterlässt. Wie lange dauert es, bis die Wirkung der Aromen nachlässt und sich der Speichelfluss normalisiert. Den Abgang kann man in Sekunden messen. Die Spanne reicht von nicht vorhanden bis zu 10 oder 20 Sekunden. Je länger, desto bleibender das Erlebnis; um so besser ist der Wein.